Von Tomaš Gaj
Oliver Bottini ist ein deutscher Krimiautor, dessen literarischer Anstieg in 2005 beginnt, als er seinen ersten Roman veröffentlicht – “Mord im Zeichen der Zen“. Bei der Literaturkritik und zunehmend auch beim Leserpublikum wurde Bottini schnell zu den meist beachteten Krimi-Romanciers in Deutschland – im 2005 und 2007 erhielt er den Deutschen Krimi-Preis und im Jahre 2007 den Radio Bremen Krimi-Preis. Im Frühjahr 2007 verbrachte Bottini drei Monate in Kroatien (Osijek), wo er an dem Roman “Im Auftrag der Väter“ arbeitete.
Herr Bottini, guten Tag. Schön Sie kennen zu lernen!
Guten Tag!
Zunächst muss ich natürlich fragen - was hat Sie zum Schreiben verführt? Ich meine, war das ein besonderes Lebensereignis oder ein langjähriger Traum?
Kein Lebensereignis, nein. Ich habe ungefähr mit 13 Jahren angefangen zu schreiben. Nur während des Germanistikstudiums habe ich ein paar Jahre lang nicht geschrieben, sonst immer. Schreiben ist meine Leidenschaft, und dass ich jetzt damit erfolgreich bin, ist für mich die Erfüllung eines langen Traums.
Warum ausgerechnet Kriminalromane?
Im Kriminalroman kann man sehr viele interessante Themen bearbeiten - Geschichte, Politik, zwischenmenschliche Konflikte, Tod, Leid, menschliche Abgründe und so weiter. Das gefällt mir sehr. Und ich mag es, dass der Krimi mir eine Art Struktur gibt - ein Verbrechen ist oder wird geschehen, ein Ermittler muss es aufklären. Dazu kommt, dass der Roman einigermaßen spannend sein muss, auch das ist eine schöne Herausforderung für mich.
Wir wissen, dass Sie das Studium der Neueren deutschen Literatur, Italianistik und Psychologie in München absolviert haben. Was war das für eine Erfahrung, was das Schreiben angeht? Hatte jemand an der Uni einen besonderen Einfluss auf Sie?
Als ich studiert habe, habe ich nicht literarisch geschrieben. Für mich war es schwierig, selbst Literatur zu produzieren, während ich Literatur als Wissenschaft betrieben habe. Wenn man über all die großen Schriftsteller arbeitet, kommt einem das eigene Schreiben sehr unbedeutend vor ... An der Uni hatte auch niemand Einfluss auf mich als Schriftsteller. Aber ich hatte einen sehr netten, jungen Professor, der mich in Bezug auf das Studium neu motiviert hat.
Und welche literarischen Werken halten Sie für die wichtigsten, die Einfluss auf Sie hatten und die vielleicht man wirklich lesen sollte?
Schwierige Frage! Beeinflusst haben mich sicher sehr viele Bücher, und viele Bücher sind wichtig und lesenswert. Ich finde, dass man von den großen Autoren mal etwas gelesen haben sollte, also zum Beispiel "Der Fremde" von Camus, "Hundert Jahre Einsamkeit" von Garcia Marquez, "Die Brücke über die Drina" von Ivo Andric. Aber wie gesagt: Da gibt es sehr viele.
Außer vier Krimiromanen haben sie auch viele Kurzgeschichten und Sachbücher verfasst. Welches literarische Werk haben sie am liebsten, wenn sie wählen müssten, und warum?
Ich mag auf jeden Fall meine Romane lieber als meine Sachbücher. Aber welchen ich am besten finde, weiß ich nicht. Im Moment mag ich "Im Auftrag der Väter" am liebsten, weil das sicher mein emotionalster und am meisten literarischer Kriminalroman ist. Er erzählt von sehr bewegenden Schicksalen und einem Aspekt der europäischen Geschichte, der in Deutschland ziemlich vergessen war (Donauschwaben).
An dem Roman, "Im Auftrag der Väter" (2007), haben sie eine Weile in Kroatien gearbeitet. Warum haben sie eigentlich Kroatien gewählt?
Ich habe intensiv die Geschichte der Donauschwaben recherchiert und bin dabei auch auf Kroatien gestoßen. In Deutschland weiß man vieles über die Deutschstämmigen in Rumänen und Ungarn, deshalb wollte ich diese Länder nicht nehmen. Weil Kroatien mich auch als Land interessiert hat, habe ich mich dafür entschieden. Ich habe die letzten Kapitel des Romans 2007 in Osijek geschrieben (übrigens erscheint er Ende 2010 auf Kroatisch).
Haben sie irgendwelche Begegnungen mit Kroatischen Autoren, oder haben Sie irgendwann einen gelesen, und wenn ja, wen?
Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich noch keinem kroatischen Autor begegnet. Ich kenne aber einen kroatischstämmigen, der in Berlin lebt, Zoran Drvenkar. Und ich habe einige Bücher von kroatischen Autoren gelesen, zum Beispiel von Miljenko Jergovic, Marica Bodrozic, Dubravka Ugresic und Slavenka Drakulic.
Sie sind heute sicherlich ein Vorbild für zukünftige Schriftsteller. Welche Ratschläge könnten Sie jungen Autoren geben?
Schreiben, schreiben, schreiben und lesen, lesen, lesen! Nur dadurch lernt man. Gut sind auch Workshops und Seminare, in denen man mit Profis über die eigenen Texte spricht und sich mit dem Handwerk vertraut machen kann (Charaktere, Perspektive, Dialog etc.). Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich (noch nicht am Anfang, aber später) überlegt, für welche Art von Literatur man stehen will. Was ist meine Vision von meiner Literatur? Mein individueller Zugang zu Geschichten? Das sollte man dann konsequent umsetzen.
Vielen Dank Oliver, für dieses Gespräch. Viel Glück mit neuen Werken, wir sind gespannt auf neue Krimis! Grüsse aus Kroatien!
Danke!
Oliver Bottini ist ein deutscher Krimiautor, dessen literarischer Anstieg in 2005 beginnt, als er seinen ersten Roman veröffentlicht – “Mord im Zeichen der Zen“. Bei der Literaturkritik und zunehmend auch beim Leserpublikum wurde Bottini schnell zu den meist beachteten Krimi-Romanciers in Deutschland – im 2005 und 2007 erhielt er den Deutschen Krimi-Preis und im Jahre 2007 den Radio Bremen Krimi-Preis. Im Frühjahr 2007 verbrachte Bottini drei Monate in Kroatien (Osijek), wo er an dem Roman “Im Auftrag der Väter“ arbeitete.
Herr Bottini, guten Tag. Schön Sie kennen zu lernen!
Guten Tag!
Zunächst muss ich natürlich fragen - was hat Sie zum Schreiben verführt? Ich meine, war das ein besonderes Lebensereignis oder ein langjähriger Traum?
Kein Lebensereignis, nein. Ich habe ungefähr mit 13 Jahren angefangen zu schreiben. Nur während des Germanistikstudiums habe ich ein paar Jahre lang nicht geschrieben, sonst immer. Schreiben ist meine Leidenschaft, und dass ich jetzt damit erfolgreich bin, ist für mich die Erfüllung eines langen Traums.
Warum ausgerechnet Kriminalromane?
Im Kriminalroman kann man sehr viele interessante Themen bearbeiten - Geschichte, Politik, zwischenmenschliche Konflikte, Tod, Leid, menschliche Abgründe und so weiter. Das gefällt mir sehr. Und ich mag es, dass der Krimi mir eine Art Struktur gibt - ein Verbrechen ist oder wird geschehen, ein Ermittler muss es aufklären. Dazu kommt, dass der Roman einigermaßen spannend sein muss, auch das ist eine schöne Herausforderung für mich.
Wir wissen, dass Sie das Studium der Neueren deutschen Literatur, Italianistik und Psychologie in München absolviert haben. Was war das für eine Erfahrung, was das Schreiben angeht? Hatte jemand an der Uni einen besonderen Einfluss auf Sie?
Als ich studiert habe, habe ich nicht literarisch geschrieben. Für mich war es schwierig, selbst Literatur zu produzieren, während ich Literatur als Wissenschaft betrieben habe. Wenn man über all die großen Schriftsteller arbeitet, kommt einem das eigene Schreiben sehr unbedeutend vor ... An der Uni hatte auch niemand Einfluss auf mich als Schriftsteller. Aber ich hatte einen sehr netten, jungen Professor, der mich in Bezug auf das Studium neu motiviert hat.
Und welche literarischen Werken halten Sie für die wichtigsten, die Einfluss auf Sie hatten und die vielleicht man wirklich lesen sollte?
Schwierige Frage! Beeinflusst haben mich sicher sehr viele Bücher, und viele Bücher sind wichtig und lesenswert. Ich finde, dass man von den großen Autoren mal etwas gelesen haben sollte, also zum Beispiel "Der Fremde" von Camus, "Hundert Jahre Einsamkeit" von Garcia Marquez, "Die Brücke über die Drina" von Ivo Andric. Aber wie gesagt: Da gibt es sehr viele.
Außer vier Krimiromanen haben sie auch viele Kurzgeschichten und Sachbücher verfasst. Welches literarische Werk haben sie am liebsten, wenn sie wählen müssten, und warum?
Ich mag auf jeden Fall meine Romane lieber als meine Sachbücher. Aber welchen ich am besten finde, weiß ich nicht. Im Moment mag ich "Im Auftrag der Väter" am liebsten, weil das sicher mein emotionalster und am meisten literarischer Kriminalroman ist. Er erzählt von sehr bewegenden Schicksalen und einem Aspekt der europäischen Geschichte, der in Deutschland ziemlich vergessen war (Donauschwaben).
An dem Roman, "Im Auftrag der Väter" (2007), haben sie eine Weile in Kroatien gearbeitet. Warum haben sie eigentlich Kroatien gewählt?
Ich habe intensiv die Geschichte der Donauschwaben recherchiert und bin dabei auch auf Kroatien gestoßen. In Deutschland weiß man vieles über die Deutschstämmigen in Rumänen und Ungarn, deshalb wollte ich diese Länder nicht nehmen. Weil Kroatien mich auch als Land interessiert hat, habe ich mich dafür entschieden. Ich habe die letzten Kapitel des Romans 2007 in Osijek geschrieben (übrigens erscheint er Ende 2010 auf Kroatisch).
Haben sie irgendwelche Begegnungen mit Kroatischen Autoren, oder haben Sie irgendwann einen gelesen, und wenn ja, wen?
Wenn ich mich richtig erinnere, bin ich noch keinem kroatischen Autor begegnet. Ich kenne aber einen kroatischstämmigen, der in Berlin lebt, Zoran Drvenkar. Und ich habe einige Bücher von kroatischen Autoren gelesen, zum Beispiel von Miljenko Jergovic, Marica Bodrozic, Dubravka Ugresic und Slavenka Drakulic.
Sie sind heute sicherlich ein Vorbild für zukünftige Schriftsteller. Welche Ratschläge könnten Sie jungen Autoren geben?
Schreiben, schreiben, schreiben und lesen, lesen, lesen! Nur dadurch lernt man. Gut sind auch Workshops und Seminare, in denen man mit Profis über die eigenen Texte spricht und sich mit dem Handwerk vertraut machen kann (Charaktere, Perspektive, Dialog etc.). Außerdem finde ich es wichtig, dass man sich (noch nicht am Anfang, aber später) überlegt, für welche Art von Literatur man stehen will. Was ist meine Vision von meiner Literatur? Mein individueller Zugang zu Geschichten? Das sollte man dann konsequent umsetzen.
Vielen Dank Oliver, für dieses Gespräch. Viel Glück mit neuen Werken, wir sind gespannt auf neue Krimis! Grüsse aus Kroatien!
Danke!