Illegale Schwarzarbeiter in Österreich
Erfahrungen der kroatischen Illegalen

Von Krešimir Klisurić

Ich besuche Frau NN, die während der letzen 15 Jahre illegal in Österreich gearbeitet hat. Sie hat mich für das Interview zu einem Kaffe bei sich zu Hause eingeladen. Als ich vor ihr Haus komme, überrascht es mich nicht, dass es ein zweistöckiges Neubauhaus ist. Der Rest des Grundstücks sowie das Haus sind sehr ausgiebig eingerichtet. Im Inneren finde ich eine ebenso ausgiebige Einrichtung vor. Ich setze mich zu Tisch und während die Frau einen türkischen Kaffee aufsetzt, kommen wir langsam ins Gespräch über ihren Auffenhalt und die Arbeit in Österreich.

Sie haben illegal in Österreich gearbeitet, soweit ich informiert bin?
Ja, dass ist schon richtig. Ich habe eine längere Zeit in Österreich verbracht und zwar illegal.

Sagen sie mir genau wie lange und als was sie gearbeitet haben?
Ich hab ungefähr von März 1995 bis Juni 2010 in Österreich gearbeitet. Es war nicht beim gleichen Arbeitsgeber, aber es war immer dieselbe Arbeit. Ich habe als Haushaltshilfe gearbeitet, in der Küche, im Haus putzen, bügeln oder auf dem Hof kleinere Tiere wie Hühner oder Hasen füttern. Es war an zwei verschiedenen Weinhöfen.

War die Arbeit schwierig?
Öfters war es schwierig, aber nicht direkt die Arbeit selbst, sondern vielmehr die Arbeitsgeber. Sie waren sehr anspruchsvoll und die Arbeitszeiten waren manchmal bis zu 12 Stunden.

Wieso waren die Arbeitszeiten so lang?
Da ich kein Visum hatte, musste ich alle zwei Wochen nachhause nach Kroatien gehen und dann zwei Wochen warten für eine Neueinreise. So war es mit dem Arbeitsgeber abgesprochen und auch mit einer anderen Frau aus Kroatien, die dort gearbeitet hat. Wir haben uns alle zwei Wochen abgewechselt. Aber um mehr zu verdienen, hab ich deshalb Doppelschichten gemacht.

Hat die Grenzpolizei niemals Verdacht geschöpft?
Doch. Öfters wurde ich nach dem Grund gefragt wieso ich ständig hin und her reise. Doch ich hatte Glück, dass mein Ehemann ein Arbeitsvisum hatte und dann war immer die Ausrede ich gehe ihn besuchen.

Aber wenn ihr Ehemann ein Arbeitsvisum hatte, wieso haben sie auch nicht eins beantragt?
Ich hatte zu Begin ein Familienvisum. Doch ich wurde erwischt wie ich Schwarzarbeit betreibe und mir wurde ein Arbeitsvisumverbot ausgesprochen. Ich konnte zwar noch einreisen aber nicht arbeiten.

Wie war es dann für sie in Österreich als Illegale zu leben?
Es war gut. Österreich hat auch einen guten Standard. Doch da war auch die ständige Angst, dass ich erwischt werde. Es gab einen Vorfall vor der Mietwohnung, die ich und mein Mann bezogen haben. Die Polizei ging von Haus zu Haus um sich zu erkundigen. Ich wusste das nicht und in den ersten Momenten, wo sie an meiner Tür waren, dachte ich es wäre meinetwegen. So eine Angst habe ich immer an der Grenze gehabt, jedes Mal wann ich Eingereist bin.

Jetzt haben sie auch meine nächste Frage gleich dazu beantwortet, aber was mich noch interessiert ist, ob es leichter war vor der EU nach Österreich einzureisen oder danach?
Es war definitiv leichter nach der Entstehung der EU, weil ich da nur eine Grenze passieren musste und zwar die von Slowenien. Die Angst war immer noch präsent aber nicht so wie früher. Auch der Euro hatte seine Vorteile, denn ich habe mehr verdient.

Haben sie Kinder? War es schwierig ohne sie zu leben und arbeiten in einem fremden Land?
Ja, ich habe drei Kinder. Die sind jetzt alle erwachsen, aber es war sehr schwierig. Zum Gluck hatte ich meine Familie, die mir geholfen hat in der Erziehung. Ich weiß nicht wie wir es anders geschafft hätten, aber das war halt der Preis, den ich zahlen musste, um meinen Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen, denn in Kroatien war die Situation besonders nach dem Krieg sehr schwierig. Ich hatte keinen anderen Ausweg als irgendwo im Ausland zu arbeiten.

Arbeiten sie immer noch oder sind sie jetzt die ganze Zeit zu Hause in Kroatien?
Mein Ehemann ist letztes Jahr in die frührente gegangen und jetzt sind wir dauerhaft in Kroatien. Seine Firma ist bankrot gegangen, doch er hatte zum Glück Anspruch auf eine Rente, sonst wären wir aufgeschmissen. Wir sind schon alt und hätten nur schwer Arbeit gefunden.

Jetzt noch am Ende eine Frage. Was können sie allgemein über die ganze Erfahrung sagen? Hätte etwas anders sein können?
Es war gut so, wie es war. Die Arbeit war schwer, aber ich konnte meinen Kindern alles bieten, was sie brauchten. Jetzt habe ich es umso leichter und wir können auch gut von der Rente meines Mannes leben. Ich wünsche mir nur ich hätte auch auf mein Arbeitsvisum gewartet, anstatt zu arbeiten und es dadurch für immer zu verlieren.

Die Zahl der illegalen Arbeiter, die überwiegend nur schwarz arbeiten, betrug 1995 75.000 Personen und stieg bis 2007 auf 102.000 Personen. Nach letzten Forschungen ist die Zahl der illegalen Arbeiter bis 2010 sogar auf 125 000 angestiegen. Viele meinen, dass es wegen der offenen Grenzen innerhalb der EU zu diesen Zahlen kommt. Die Zukunft wird zeigen, ob dieser Trend auch beibehalten wird. (APA OTS)