Rückkehren mal anders

Von Andrijana Azinovic

Vor der Philosophischen Fakultät in Osijek erwartet mich Ivan H.* Gemeinsam gehen wir in ein Kaffeehaus. Beim Kaffeetrinken, erzählt mir Ivan, weshalb er in die Schweiz zurückkehren will und wie er sich darauf vorbereitet.

Ivan, du hast in der Schweiz gelebt, wann war das und wie lange warst du dort?
Ich bin in der Schweiz geboren im Jahr 1987 in Jona-Rapperswil beim Zürichsee, das befindet sich im Kanton St. Gallen. Wir lebten dort 10 Jahre lang. Also 1997 kamen wir nach Kroatien zurück.

Wieso seid ihr zurück nach Kroatien?
Frag Papa Božo (lacht). Ich weiß nicht genau, es war ein Wunsch meines Vaters, dass wir zurückkehren, Heimatliebe halt. Aber zuerst fuhren meine Mutter, meine 2 Schwestern und ich nach Kroatien. Mein Vater blieb vorerst noch in der Schweiz um zu arbeiten. Nach 4 Jahren kehrte auch er endgültig in sein Vaterland zurück.

Wie hast du dich dabei gefühlt? Wolltest du zurück in die Schweiz?
Hm, ich war damals noch klein, habe darüber nicht nachgedacht was auf mich zukommt. Ich musste aber zweimal die dritte Klasse besuchen, da für mich am Anfang die kroatische Sprache nicht einfach war. Ich habe zwar schon mit meinen Eltern kroatisch gesprochen, aber das ist nicht das gleiche. Die Schule in der Schweiz ist viel leichter, als die in Kroatien. Auch das Leben hier ist anders als in der Schweiz. Ob ich in die Schweiz zurück wollte? (denkt nach) Darüber habe ich mir wohl keine großen Gedanken gemacht, ich war noch zu jung um das alles zu verstehen.

Du studierst zurzeit Germanistik und möchtest ja nach Abschluss des Studiums zurück in die Schweiz. Wann ist dir zum ersten Mal der Gedanke gekommen, dass du zurück in die Schweiz willst und warum?
Ja genau, ich möchte nach meinem Germanistikstudium in die Schweiz in den Kanton St. Gallen gehen. Zum ersten Mal kam der Gedanke im ersten Studienjahr. Ich habe bemerkt, dass alles an der Uni unorganisiert ist, und das nervt mich. In der Schweiz ist das anders, dort hält man sich an die Gesetze und die Vorschriften. Alles wird pünktlich eingereicht, nicht so wie hier. Zum Beispiel bekommt man das Diplom in der Schweiz sicher pünktlich nach dem Abschluss und nicht so wie hier nach zwei Jahren. Die Schweiz gibt eine bessere Sicherheit. Es gibt bessere Arbeitsmöglichkeiten als in Kroatien. Kroatien ist nicht ein Land für einen jungen Mann, der etwas aus seinem Leben machen will. Ich mag es nicht hier zu sein.

Nun kann man ja nicht einfach so in die Schweiz fahren und dort bleiben. Du brauchst ja eine Aufenthaltsbewilligung. Wie hast du dich informiert? An wen hast du dich gewendet um die nötigen Informationen zu erhalten?
Also ich habe im Internet gesucht. Bei Google habe ich Staatsangehörigkeit für die Schweiz eingegeben und da hat Google mehrere Seiten gefunden. Ich habe einige Seiten durchgesehen und schlussendlich die von Wikipedia geöffnet und dort fand ich die Adresse vom Bundesamt für die Migration in Bern. Dann habe ich eine Anfrage per Post an das Bundesamt für Migration Bern gesendet. Die haben mir so ca. nach drei Wochen geantwortet, dass es kantonale Unterschiede gibt und ich solle mich an den Kanton wenden, wo ich schlussendlich wohnen wolle. Ich habe dann erneut eine Anfrage gesendet und diesmal habe ich mich an das Migrationsamt St. Gallen gewendet. Die haben mir auch ca. nach einem Monat geantwortet, dass ich eine Arbeitsstelle finden muss und eine Wohnung. Auch haben sie mir noch Formulare mitgeschickt.

Was für Formulare sind das?
Sie haben mir ein Informationsblatt und einen Antrag für die Aufenthaltsbewilligung gesendet. Auf dem Informationsblatt werden die verschiedenen Aufenthaltsbewilligungen erläutert und was man alles noch benötigt um die Aufenthaltsbewilligung zu erhalten.

Und für welche Aufenthaltsbewilligung wirst du dich anmelden und was musst du alles noch beilegen?
Ich werde mich für die B-Aufenthaltsbewilligung anmelden. Es ist eine Bewilligung die für über ein Jahr ist. Beilegen muss ich einen Arbeitsvertrag, ein Lebenslauf, Diplome und Zeugnisse, Kopie eines gültigen Reisepasses, Strafregisterauszug, Nachweis erfolgloser Suchbemühungen um eine hochqualifizierte Arbeitskraft im Inland und in den EG/EFTA-Staaten sowie eine Begründung durch den Arbeitgeber für den Bedarf einer ausländischen Arbeitskraft.

Wie wirst du jetzt vorgehen? Suchst du dir eine Arbeitsstelle und eine Wohnung? Denn das ist ja eine Voraussetzung damit du überhaupt in die Schweiz auswandern kannst.
Genau. Zuerst möchte ich mein Germanistikstudium beenden. Dann im April/Mai möchte ich gerne in die Schweiz fahren um dort eine Arbeitsstelle zu finden. Ich habe mich schon ein bisschen erkundigt und ich habe da schon einiges in Aussicht. Es spielt keine Rolle was für Arbeit ich bekomme, Hauptsache ich kann dort Arbeiten. Es würde mir nichts ausmachen, wenn ich auf einer Baustelle arbeiten müsste. Es wäre ja auch naiv von mir zu glauben, dass ich gleich einen Bürojob mit Aussicht auf den Zürichsee erhalte. Was die Wohnungssuche betrifft, da werde ich noch ein bisschen warten müssen, da ich ja nicht genau weiß wo ich eine Arbeitsstelle erhalten werde. Daher werde ich zuerst bei meinen Verwandten wohnen, bis ich Fuß gefasst habe. Und wenn ich den Arbeitsvertrag in der Hand habe, werde ich das Formular ausfüllen und an das Migrationsamt senden.

Hast du Angst davor, dass du keine Arbeit findest oder vom Amt sogar abgewiesen wirst?
Nein. Wenn sie mich abweisen, dann warte ich auf das Jahr 2013, dann ist Kroatien in der EU, dann wird das einfacher sein. Oder ich versuche es in Deutschland.

Was mich noch zum Schluss interessiert, wenn das mit der Aufenthaltsbewilligung klappt, was ich für dich natürlich hoffe, möchtest du dann für immer dort bleiben oder nur ein paar Jahre?
Ich würde bis zu meiner Rente in der Schweiz bleiben, dann zurückkehren aber zuerst würde ich nach Dalmatien fahren und um dort einige Zeit das Meer zu genießen.

Ivan, ich danke dir für das tolle Interview und wünsche dir viel Erfolg bei der Arbeitssuche und hoffe, dass dein Wunsch zurück in die Schweiz zu ziehen, in Erfüllung geht.

* Name geändert